Israels zweite Front gegen den Libanon | Von Jochen Mitschka

Israels zweite Front gegen den Libanon | Von Jochen Mitschka


Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Am 28. Juni musste man feststellen: Seit dem 8. Oktober 2023, dem Beginn des Völkermordes in Gaza, gab es 6.142 Angriffe auf den Libanon mit 564 Toten und 1.258 Angriffe auf Israel mit 21 Toten(1). An der Grenze zum Libanon war eine kleine Armee aufgefahren, die scheinbar nervös an der Grenze hin und her fuhr, als warte sie nur noch auf den Angriffsbefehl. Im Ukraine-Konflikt wird immer betont, dass die Ukraine ja das Recht habe, ihr eigenes Gebiet zu bombardieren, obwohl sich dieses in einer Sezession abgespalten hatte, und mit großer Mehrheit die Zugehörigkeit zur Russischen Föderation erklärt hatte. In Palästina wird dagegen von deutschen Medien der Eindruck erweckt, dass „Israel“ von der Hisbollah bombardiert würde, obwohl die Mehrzahl der Angriffe gegen illegale israelische Siedlungen auf besetztem Gebiet Palästinas stattfand, in Regionen, in denen sicher auch keine Referenden der ursprünglichen Einwohner durchgeführt wurden, mit denen sie sich zu Israel hätten bekennen können. Weshalb es eben oft nicht Israel war, sondern besetztes Palästina, das angegriffen wurde.
Israels zweite Front im Norden
Ende Juni kursierten verschiedene Berichte in arabischen Medien und im Internet, dass Israel die USA informiert haben soll, im Fall eines Krieges gegen den Libanon „beispiellose“ Waffen einsetzen zu wollen. Israels Fernsehkanal 12 berichtete auch innerhalb Israels darüber(2). Natürlich wurde ausführlich spekuliert, ob das taktische Kernwaffen sein könnten, da Israel angeblich über 200 Atomwaffen/Kernwaffen verfügt. Angesichts der Tatsache, dass Israel bereits einen Völkermord in Gaza problemlos ausführen kann, ebenso wie verbotene Phosphorbomben über bewohntem Gebiet einsetzt, könnte man durchaus annehmen, dass das Land auch diese rote Linie überschreitet, und „kleine“ Massenvernichtungswaffen im Libanon zum Einsatz bringt.
Damit würde aber eine Eskalation in Gang gesetzt werden, welche letztlich auch Israel vernichtet. Denn darauf müsste der Iran mit Sicherheit durch massive Bombardierungen mit konventionellen schweren und modernsten Raketen reagieren. Manche Analysten wie Scott Ritter behaupten sogar, dass in diesem Fall Pakistan dem Iran Kernwaffen für einen Gegenschlag zur Verfügung stellen würde, was ich nach dem letzten politischen US-Putsch in Pakistan aber für unwahrscheinlich halte. Was m.E. auch gar nicht notwendig ist. Die Vernichtungskapazität iranischer Raketen würde vollkommen ausreichen, nicht nur um die gesamte Energiewirtschaft Israels zu zerstören, sondern auch alle wichtigen Rüstungsfabriken und möglicherweise sogar die berüchtigte Kernwaffenbrutstätte Dimona in der Negev-Wüste. Die Hisbollah hatte bereits wiederholt Drohnen Aufnahmen über der Anlage gemacht(3).
Mit anderen Worten: Die Nutzung von solchen „beispiellosen“ Waffen, mit denen Israel droht, könnte die Existenz Israels bedrohen, und das auch in dem Fall, dass es „nur“ eine neuartige „konventionelle“ Super-Bombe ist, oder eine EMP-Bombe, eine Biowaffe oder eine der sonstigen Massenvernichtungswaffen. Hätte Israel nicht damit gedroht, wäre möglicherweise die Reaktion durch den Überraschungsfaktor nicht, oder nur gemäßigt ausgefallen. Da aber nun vom Schlimmsten ausgegangen werden muss, ist die gesamte Welt des Widerstandes in höchster Bereitschaft.
Die USA haben Ende Juni bereits 3000 US-Soldaten nach Jordanien verlegt. Aber ob sie als Bodentruppen Israels agieren würden ist unklar. Die Rede ist bisher ausschließlich von einer Unterstützung bei der Luftabwehr. Wie bereits früher berichtet, waren ja auch schon zwei Flugzeugträgerverbänden vor der Küste Israels und des Libanons angekündigt gewesen. Allerdings scheint es nun lediglich ein Verband zu werden, Eisenhower, denn der befindet sich Ende Juni im Mittelmeer.
Am 28. Juni berichtet die Financial Times, dass durch israelische Bombardierungen, auch mit weißem Phosphor, wodurch die Felder auf Jahre unfruchtbar werden, ein Bereich von ca. 5 km innerhalb des Libanon unbewohnbar wurde. Die UN habe berichtet, dass mehr als 95.000 Menschen als Binnenflüchtlinge das Gebiet verlassen mussten, dass die israelischen Angriffe 90 Zivilisten und angeblich 300 Hisbollah-Kämpfer töteten. Das seien heute schon mehr Opfer als während des Krieges von 2006. Trotzdem weigert sich die Hisbollah beharrlich, den…

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