Ein Völkermord der teuer wird | Von Jochen Mitschka

Ein Völkermord der teuer wird | Von Jochen Mitschka


Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Zwar hatte Netanjahu im August schon angekündigt, dass der Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Gaza bald dem Ende zugeht, und man erkennen konnte, dass mangels Gebäude nun bereits Zelte bombardiert wurden, und Israel den Fokus in den Norden verändern wollte, blieb die Frage, ob Israel diesen Krieg auf Dauer aus finanziellen Gründen wird weiterführen können. Schauen wir uns zunächst einmal die wirtschaftlichen Folgen des Völkermordes in Gaza und der wachsenden Intensität der ethnischen Säuberung in anderen Teilen Palästinas Anfang September 2024 an.
Die Kosten des Krieges [nur für Israel] beliefen sich bisher auf über 73 Milliarden Dollar.
Die Kosten für die Staatsverschuldung stiegen auf 62 % des BIP, wobei das Haushaltsdefizit im März 6,2 % des BIP erreichte und voraussichtlich auf 6,6 % ansteigen wird.
Die Schäden in den Siedlungen in der Nähe von Gaza beliefen sich auf insgesamt 405 Millionen Dollar, wobei den Betroffenen Entschädigungen in Höhe von 3,35 Milliarden Dollar zugeteilt wurden.
Die Verluste im Norden durch Hisbollah-Raketen belaufen sich auf rund 540 Millionen Dollar.
Die Entschädigungsansprüche für 65.000 Israelis, die im „Krieg und bei feindlichen Handlungen“ verletzt wurden, belaufen sich auf 6 Milliarden Dollar.
Die Kosten für den Reservedienst beliefen sich bisher auf 1,1 Milliarden Dollar.
Die Verluste im Bausektor betragen etwa 40 Millionen Dollar pro Tag. (1)
Nun könnte man sich fragen, wenn die Situation so arg ist, warum nutzen die arabischen Nachbarn das nicht aus, um Israel zu Zugeständnissen zu zwingen, indem sie ganz einfach Lieferungen an Israel einstellen? Es gibt einen Autor, Mohamad Hasan Sweidan, der auch der Frage nachgegangen ist (18), und zu interessanten Erkenntnissen kam.
Der Jemen ist einer der wenigen arabischen Staaten, die, obwohl kein direktes Nachbarland, versuchen den Transport von Waren, die für oder von Israel bestimmt sind, und über das Rote Meer wollen, blockieren. Und sie haben diese Blockade auch ausgeweitet und der israelische Hafen Eilat ist zwar mangels Umschlags nicht in Konkurs, wie bereits einmal gemeldet worden war, aber in großen finanziellen Schwierigkeiten und wurde geschlossen (18). Aber der Handel wird nun über Israels Mittelmeerhäfen abgewickelt, was zu höheren Kosten führt. Und andere arabische Staaten haben eine Menge unternommen, um durch alternative Handelswege Israel zu helfen.
Dazu gehören die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Jordanien, Ägypten und Marokko. Komischerweise alles Diktaturen. Und die Türkei versucht seine Hilfe zu verschleiern, indem Warenströme umgeleitet werden, nicht direkt nach Israel, sondern an Drittländer gehen. In dem erwähnten Artikel (18) wird im Detail beschrieben, wie sich die Warenströme verändert haben.
Nun, wie uns immer wieder gesagt wird, sei ja Israel die einzige „Demokratie“ in der Region. D.h. alle umliegenden Staaten sind demnach Diktaturen. Und solche kümmern sich bekanntermaßen nicht um den Willen der Bevölkerung. Denn die Massen sehen das durchaus kritisch. Mehr in Anhang (43).
Aber die Unterstützung für Netanjahu ist eingebrochen. Nicht weil Israelis plötzlich gegen den Völkermord wären. Nein, aber sie sind gegen die Art und Weise, wie er durchgeführt wird, nämlich auf Kosten der israelischen Geiseln. Und sie sind gegen die nun auch offiziell und allgemein bekannte Hannibal-Doktrin (2). Und so schreibt Thierry Meyssan am 10. September, dass im Gegensatz zu Netanjahu, zwei Drittel der Israelis mit der Hamas verhandeln wollen. Mehr im Anhang (26)…
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Bildquelle: Vladimka production / Shutterstock.com
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