In seinem Buch „Meine Vertreibung“ beschreibt Boris Reitschuster, wie der Staat und ein regierungsfrommes Medienestablishment kritischen Journalisten die Hölle heiß machen.
Ein Standpunkt von Roland Rottenfußer.
Darf man in Deutschland die Regierungspolitik kritisieren? Ja, solange man nicht erwartet, dann noch unbehelligt leben und arbeiten zu können. Zumindest gilt dies für Journalisten, die als Oppositionelle einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben. In diesem Fall kommt es zu einem Kesseltreiben, an dem sich Behörden, eingebettete Medienvertreter, Banken, Polizei, Internetplattformen und noch viele andere Richtigdenker dienstbeflissen beteiligen. Wer aufmuckt, an dem wird ein Exempel statuiert. Sonst könnte ja jeder kommen, und aus einem glimmenden Widerstandsfeuer entstünde ein Flächenbrand. Boris Reitschusters partielle Autobiografie umfasst die Zeitspanne zwischen seiner Rückkehr aus Moskau aufs deutsche Parkett 2015 und seiner erzwungenen Umsiedelung nach Montenegro 2021. Reitschuster ist nicht der einzige „Corona-Skeptiker“ und kritische Geist, der es in Deutschland nicht mehr ausgehalten hat, der quasi rausgemobbt wurde. Die Perle des freien Westens ist zum Auswanderungsland geworden, jedenfalls für jene, die sich nicht damit abfinden wollen, dass die Parole hier mittlerweile lautet: „Mund halten und zurück ins Glied!“ Ja, Reitschuster ist auch als Kritiker von Putins Staatsapparat hervorgetreten. Sein neues Buch zeigt jedoch: Wer das Deutschland von heute kennengelernt hat, den kann Putins Russland nicht mehr schrecken.
„Ich habe den Eindruck, bei den Deutschen sind die demokratischen Sicherungen durchgebrannt“, sagte die Frau. Sie ist Russin und Ukrainerin mit jüdischen Wurzeln, war lange Zeit wohnhaft in Deutschland. „Ich kann mir richtig vorstellen, wie das in der Vergangenheit gewesen sein muss. Da wird Angst geschürt, ganz massiv, dann präsentiert sich jemand als Retter, und eine Mehrheit schaltet das Gehirn aus und läuft dem vermeintlichen Retter blind hinterher.“ Schon ihre russische Großmutter, deren Mann im Krieg gegen Hitler gekämpft hatte, hatte sie immer vor Deutschland gewarnt. Sie aber hat sich in das Land verliebt und die Bedenken in den Wind geschlagen. Bis Corona kam … Jetzt ist sie ausgewandert, nach Montenegro. Mit ihrem Mann, der vielen ein Begriff sein wird: Boris Reitschuster.
Der Wohnortwechsel glich eher einer Flucht als einem freiwilligen Umzug an einen Sehnsuchtsort. Die Reitschusters fühlten sich in Deutschland schon längere Zeit als verfolgte Dissidenten, nicht mit dem Tod bedroht vielleicht, aber von Schikanen, die unerträglich geworden waren. Das eben erinnert Frau Reitschuster, deren Vorname vielleicht von Ehemann Boris bewusst und zum Schutz verschwiegen wird, an ein anderes, ihr wohlbekanntes Land. „Ich glaube, es ist so, wie es in Russland damals war in der Revolution. Eine kleine Gruppe, die glaubt, Wahrheit und Moral gepachtet zu haben, reißt ein ganzes Land ins Elend.“ Sie sagt:
„Inzwischen beschleicht mich das Gefühl, aus dem Regen in die Traufe zu kommen. Ich habe den Zusammenbruch der UdSSR 1990 erlebt, ich habe ein Gespür für solche Zusammenbrüche, und bei mir schrillen aktuell alle Alarmglocken in Deutschland. Ich erkenne hier die Unsitten aus der Sowjetunion auf Schritt und Tritt, nur gut getarnt.“…
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 08. November 2023 bei manova.news
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Bildquelle: BublikHaus / shutterstock
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