Angloamerikanische Geopolitik lässt den Nahost-Konflikt eskalieren.
Ein Standpunkt von Wolfgang Effenberger.
Mitte der 1890er und Anfang der 1920er Jahre spielte der maßgebliche Mann an der Seite des Gold- und Diamantentycoons Cecil Rhodes, Lord Alfred Milner (1854) eine der wichtigsten Rollen bei der „Formulierung“ der britischen Außen- und Innenpolitik. Als Gouverneur und Hochkommissar in Transvaal und dem Oranje-Freistaat führte seine Politik 1899 direkt zum Zweiten Burenkrieg (auch „Milners First War“). In diesem desaströsen Krieg schreckte Milner nicht davor zurück, die Frauen und Kinder der um ihre Freiheit kämpfenden Buren in Konzentrationslagern zu internieren. Nach dem schwer erkämpften britischen Sieg und der Annexion der Burenrepubliken wurde Milner zu deren erstem britischen Gouverneur ernannt. Nach dem Putsch gegen die Asquith-Regierung Anfang Dezember 1916 war er bis November 1918 eines der wichtigsten Mitglieder des Kriegskabinetts von Premierminister David Lloyd George. Milners Einfluss wirkte auf das britische Empire bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.
Der wenig glückliche Premier Arthur Balfour wurde 1905 von Henry Campbell-Bannerman (1836-1908) abgelöst. Als einflussreiche Größe folgte im britischen Kabinett nach dem Premier der Kolonialminister. Dessen Stellvertreter war kein Geringerer als der junge Winston Churchill (1874-1965). Die Flucht des Leutnants Churchill aus der Gefangenschaft der Buren legte den Grundstein zum Heldenmythos(1).
Als gewiefter Premier des imperialistischen Großbritanniens rief Campbell-Bannerman zur Bildung eines Hochkomitees auf, das sich aus Vertretern arrivierter europäischer Kolonialmächte zusammensetzte: Großbritannien, Frankreich, Belgien, Holland, Portugal, Spanien und Italien. Die Mitglieder des Komitees waren ausgewiesene Fachleute auf den Gebieten Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Öl, Landwirtschaft und Kolonialismus und sollten nach Wegen suchen, die Kontinuität der kolonialen Interessen der europäischen Mitgliedstaaten zu gewährleisten. 1907 wurde dem britischen Premierminister der Bericht dieses Komitees unterbreitet. Er gipfelte in der Erkenntnis, dass die arabischen Länder und die muslimisch-arabische Bevölkerung eine massive Bedrohung für die europäischen Staaten darstellten und kam zu dem Schluss
„dass ein Fremdkörper in das Herz dieser Nation gepflanzt werden muss, um die Vereinigung ihrer Flügel zu verhindern und zwar auf eine solche Weise, dass ihre Kräfte sich in niemals endenden Kriegen erschöpfen werden. Dieser Fremdkörper konnte dem Westen als Sprungbrett für die Erlangung seiner Ziel dienen“(2)
In Sorge um die Aufrechterhaltung des britischen Imperiums empfiehlt die Studie weiter:
„1) Zerfall, Teilungen und Abspaltungen in der Region zu fördern.
künstliche politische Einheiten zu schaffen und sie der Kontrolle der imperialistischen Länder zu unterstellen.
Jede Art von Einheit zu bekämpfen, sei sie intellektuell, religiös oder historisch fundiert und praktische Maßnahmen zu ergreifen, um die Einwohner der Region zu spalten.
Zu diesem Zweck einen „Pufferstaat“ in Palästina zu schaffen, in dem eine starke ausländische Bevölkerungsgruppe leben sollte, die ihren Nachbarn feindlich gesinnt und den europäischen Staaten und deren Interessen gegenüber positiv eingestellt sein würde.“
Zweifelsohne ebneten die Empfehlungen des Campbell-Bannerman-Komitees, so der israelische Professor Dan Bar-On, den Juden den Weg nach Palästina: Die Briten gaben damit ihre Zustimmung zur Politik der zionistischen Bewegung, Palästina von den arabischen Ländern abzuspalten und dort einen imperialistischen Nukleus zu schaffen, der den ausländischen Einfluss in der Region sichern würde.(3)
Die Balfour-Deklaration und die Folgen
Am 2. November 1917 versicherte der britische Außenminister – und vormalige Premier – Lord Balfour dem prominentesten Vertreter der zionistischen Bewegung in England, den Zweiten Lord Rothschild sein Einverständnis mit dem 1897 festgelegten Ziel des Zionismus, in Palästina den jüdischen Menschen eine „nationale Heimstätte“ zu schaffen. Zugleich versicherte er der nicht-jüdischen Bevölkerung, dass ihre Rechte nicht beschnitten würden.(4) Selbst wenn diese Garantie nicht ernst gemeint war, musste Balfour klar sein, dass sie nicht durchzusetzen war.
Heute…
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