Der Ästige Stachelbart spricht zum 1. Juni 2024 – Nationalpark Egge JA!

Der Ästige Stachelbart spricht zum 1. Juni 2024 – Nationalpark Egge JA!

Der Ästige Stachelbart spricht zum 1. Juni 2024 – Nationalpark Egge JA!

Für die Konferenz der Tiere, mit der auf die mögliche Einrichtung eines Nationalparks hingewiesen werden wird, wurde auch der Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) eingeladen. Der eigenartige gestaltete Baumpilz wächst auf den Stämmen sehr morscher Laubbäume. Er ist meist auf Buchen zu finden, kommt jedoch auch auf Eichen, Ulmen, Eschen, Pappeln und Birken vor. Die Art ist in Mitteleuropa weit verbreitet, in Deutschland mäßig häufig, dürvte jedoch zumeist wenig Beachtung erfahren. Die Fruchtkörper erscheinen im Herbst – und wo ihr ihn findet darf der Forst auch mal etwas älter werden oder ein paar alte Bäume dürfen bleiben. Was bedeutet bei Bäumen „alt“? Alter bei Bäumen fängt an ab (150) 200 bis 300 Jahren und viele Menschen wissen garnicht, wie alte einheimische Bäume werden können. Im Wirtschaftsfeorst werden die meisten Baumarten lange vor ihrem Höchstalter „geerntet“, also Eichen schon ab 100 bis 200, Fichten ab 80 bis 150 und Buchen ab 120-150. Ältere Bäume sind wirtschaftlich wenig erwünscht, denn sie sind knorrig, oft unregulär beastet und teilweise schlicht abgestorben. Anfangs ist ein Baum eine Art, dann kommen nach 20bis 50Jahren ein paar Noose dazu, dann leben also der Baum und ein paar Moose und ein paar Gliedertiere dort … und wenn der Baum immer älter wird, sind es dann zehn bis über 20 Moose, ebenso viel oder mehr Flechten und wenn dann Totholz und Mulm (aus dem abgestorbenen Holz entstanden) dazu kommen dann öffnet sich ein neuer Lebensraum, den wir aus Försterwäldern kaum bis garnicht kennen. Schnellkäfer pilzzüchtende Clavicornier, Blatthornkäfer, Bock- und Prachtkfer und einige mehr sowie allerlei Zweiflügler und Hautflügler und sogar Regenwürmer und Schnecken sowie landlebende Kleinkrebse wie Kellerasseln … . Wo Anfangs nur eine Baumart gedieh sind es nun 100 oder gar 500 Arten mehr. In England begann man sehr früh, sich mit dem Leben sehr alter Bäume zu befassen, die dort in der einst fast 100%igen Weidelandschaft allem Verbiß und Sturm getrotzt hatten und manch einer der „Dicken-Alten“über 1.000 und mehr Jahre alt geworden war.

Mit der Nationalparkidee haben wir in Deutschland das Instrument in Händen, das uns solche echten Wälder wieder zu erlangen erlaubt.

Im Eggegebirge haben die Mitwirkenden im staatlichen Forstamt die absterbenden Fichtenbestände sich selbst überlassen und teilweise mit Rotbuche unterpflanzt. Wir Naturkundler nachweisen konnten, sind gerade diese Zerfallsphasen höchst interessant für Arten der sehr naturnahen bis urwaldartigen Landschaft, die von Bäumen geprägt wird, wie u.a. der Wildkatze.

Dass die sämtlich so genannt „Schädlinge“ der Borkenkäfer überhaupt solche Verluste in den Plantagen anrichten konnten, liegt daran, dass sie als „Sekundär-Schädlinge“ nur geschwächte Bäume zum Tod bringen können.

Zurück zum Stachelbart. Er ist eine Pilzart aus der Familie der Stachelbartverwandten, der von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres 2006 gewählt wurde. Er wurde gewählt, weil er selten ist und weil er erst an Bäumen über (150) bis 250 Jahren gedeiht – wenn sie schon abgestorben gerade noch stehen oder als Urwaldriese zu Boden gesunken und dann von fast unzähligen Kleinorganismen verwertet werden – eine Sukzession, die ihrerseits 100 bis 200 Jahre dauern kann – so kann ein solcher Baum 200 bis 600 Jahre lebend alt werden und anschließend leben ganz viele andere nur er selbst nicht mehr und kann somit 800 oder gar mehr Jahre des Lebens im echten Waldökosystem prägen!

Genau diese Chance wollen wir der Natur geben, indem ein Nationalpark im Eggegebirge eingerichtet wird, denn eine solch lange Lebensspanne mit solcher Artenvielfalt kann uns weder ein Naturpark noch ein Wirtschaftsforstamt bieten. Somit kann diesen umfassenden Schutz auch ein Naturschutzgebiet nicht bieten, denn da gelten die Ausnahmereglungen, dergestallt dass ordnungsgemäße Forstnutzung auch im ansonsten streng geschützten NSG pauschal erlaubt ist, und ebenso gilt dies auch im FFH-Gebiet – womit sich nicht selten ein solcher Schutz beinahe erübrigt, wie am Sächsischen Oberholz bei Leipzig in den vergangenen Jahren von Schmoll et al (NuKLA e-V.) gezeigt werden konnte.

Der Ästige Stachelbart kann zu einer imposanten Pilzgestalt heranwachsen, denn sein Fruchtkörper kann 10 bis 40 Zentiemeter(!) hoch werden und ist dabei fleischig, brüchig und zuerst weiß gefärbt, später blass-ockerfarben. Im Alter wird das Fleisch zäh. Die zahlreichen schmalen, aufwärtsgerichteten Äste entspringen einem gemeinsamen Strunk. Auf ihren Unterseiten befinden sich reihig angeordnete, 10 bis 15 Millimeter lange und nach unten gerichtete zottenähnliche Stacheln. Die Sporen sind breit ellipsoid bis fast kugelig, glatt, hyalin, amyloid und messen 3,5 bis 4,5 × 2,5 bis 3,5 Mikrometer.

Der Pilz entfaltet Heilwirkung – ein wichtiges Mittel in der hand von Natur-Ärzten.

Haliotis Productions

QUELLENHINWEIS: Bernd Gerken

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.