Interview des russischen Botschafters in Deutschland Sergej Netschajew mit Deniz Karabag

Die Hauptthesen

Zur aktuellen Lage der bilateralen Beziehungen Deutschlands und Russlands

Die heutige Situation im deutsch-russischen Verhältnis ist sehr kompliziert. Alles, was wir in den letzten Jahrzehnten, auch mit unseren deutschen Freunden, damaligen vernünftigen Politikern, aufgebaut haben, liegt auf Eis. Das ist natürlich nicht unsere Initiative. Wir haben keine Brücken verbrannt und waren ständig für einen richtigen partnerschaftlichen Dialog.

Eigentlich haben wir Deutschland nichts angetan. Im Laufe mehrerer Jahrzehnte der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen war alles sehr aufs Positive orientiert. Es war eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Von diesem guten Verhältnis zwischen Russland und Deutschland, früher von der Sowjetunion und Deutschland, profitierte das ganze Europa.

Zur Rolle Deutschlands in der Ukraine-Krise

Alle roten Linien sind schon überschritten. Die gigantischen Summen gehen an die Ukraine für Waffen, Munition, Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte. Deutschland ist an allen möglichen Sanktionen gegen unser Land beteiligt. The Wind of Change sehe ich bis jetzt nicht. Das ist wirklich sehr traurig.

Eigentlich könnten wir von Deutschland mehr erwarten, was irgendwelche Friedensinitiativen und die richtige Vermittlung angeht, auf der Grundlage eines ehrlichen Wunsches, diesen Konflikt zu beenden, was wir zum Beispiel in unseren Gesprächen mit der neuen US-Administration sehen. Für eine Vermittlerrolle ist aber Unvoreingenommenheit unausweichlich, was über die heutige deutsche Politik leider nicht gesagt werden kann.

Zum Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines

Als Terroranschlag wurde das nicht nur von den früheren Bundeskanzler Olaf Scholz qualifiziert, sondern auch von der heutigen Bundesregierung. Dabei geht es um einen absolut einmaligen Terroranschlag gegen die kritische europäische Infrastruktur. Die Schuldigen müssen zur Verantwortung gezogen werden.

Die Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 könnten mit insgesamt 110 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich den Bedarf der deutschen Industrie und der deutschen Haushalte decken. Damit hätte Deutschland zu einem Energiehub werden können.

Die Geschichte, dass eine Yacht mit privaten ukrainischen Diving-Schwimmern den Terroranschlag mit guter Tonne Sprengstoff organisiert hat, ist nicht glaubwürdig.

Zum Verzicht auf russisches Gas

Für deutsche Unternehmen, deutsche Industrie, auch für die Industrie und Haushalte anderer Länder, die russisches Gas immer noch bekommen, war und bleibt es profitabel. Wenn die deutschen Kollegen sagen, sie würden auf alle Gaslieferungen aus Russland verzichten, ist das eine politische Entscheidung.

Im Osten werden unsere Ressourcen gefragt. Wir bauen jetzt eine neue Pipeline nach China über die Mongolei mit diesen 50 Milliarden Kubikmeter, die eigentlich nach Deutschland gehen sollten. Aber jetzt gehen sie nach Osten.

Zur Zukunft der bilateralen deutsch-russischen Beziehungen

Nach der Beendigung des Ukraine-Konfliktes werden die bilateralen Beziehungen höchst wahrscheinlich in die neuen Bahnen gerichtet. Ob es zu einer solchen Annäherung wie früher kommt, ist fraglich. Nach all dieser Konfrontation muss wohl die Zeit vergehen. Aber wir sind offen. Wir sind offen für die Zusammenarbeit mit allen Ländern, auch mit Deutschland.

Natürlich werden wir uns in erster Linie von unseren nationalen Interessen leiten lassen. Ob wir zu solcher Stufe des früheren Vertrauens kommen? Kann sein. Dafür braucht man Zeit. Auf alle Fälle, ich möchte gerne hoffen, dass die Beziehungen wieder mal normalisiert werden und dass die beiden Völker die Vorteile dieser Zusammenarbeit genießen können. Wir haben keine Probleme mit dem deutschen Volk. Und wir sind bereit, mit allen legitimen, legalen Kräften zusammenzuarbeiten, die es auch gegenseitig wollen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Originalquelle: • „Russlands Botschafter im Gespräch: Wie Mo…

QUELLENHINWEIS: Russische Botschaft in Deutschland 8190 Abonnenten

Der Beitrag verfällt am 31.01.26 05:03.

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