Bibliothekszensur in Münster! Der lange Schatten der NS-Vergangenheit? – Wisnewski Aktuell #09

In dieser Folge von Wisnewski Aktuell berichtet der Autor Gerhard Wisnewski von einem bemerkenswerten Vorfall in der Stadtbibliothek Münster: Sein Buch wurde mit einem offiziellen Warnhinweis versehen. Der Text lautete:
„Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“
Diese Maßnahme wurde von Wisnewski juristisch angefochten – mit Erfolg: In zweiter Instanz entschied das Oberverwaltungsgericht NRW, dass die Bibliothek diesen Warnhinweis entfernen muss.
Bei seinen Recherchen entdeckte Wisnewski, dass der Vorgang offenbar kein Einzelfall ist. Vielmehr existieren in der deutschen Bibliothekswelt Fachdebatten über den Umgang mit sogenannten „rechten Werken“, wie z. B. im Berufsverband Information Bibliothek (BIB). In dessen Fachzeitschrift BuB – Forum Bibliothek und Information finden sich Titel wie:

„Schwieriger Umgang mit Büchern aus rechten Verlagen“
„Bibliotheken im Kulturkampf von rechts“
Solche Beiträge regen Bibliotheksmitarbeitende dazu an, bestimmte Bücher einzuordnen, kritisch zu kennzeichnen oder ihre Präsentation zu überdenken. Eine vergleichbare Diskussion über „linke Werke“ ist dagegen nicht dokumentiert.
Ein weiterer Punkt: Der Verband Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB), in dem auch Führungspersonal öffentlicher Bibliotheken mitwirkt, hat eine historisch belastete Vergangenheit. Während des Dritten Reiches war der damalige VDB ein aktiver Teil der Gleichschaltung des Bibliothekswesens:

Gustav Abb, VDB-Vorsitzender, erklärte 1939 auf der Jahrestagung in Graz:
„Es hat in der Geschichte […] keinen Umbruch gegeben, der die Macht des Buches und der Bibliotheken klarer erkannt und ausgiebiger in ihren Dienst gestellt hätte als der Nationalsozialismus.“
Der VDB-Vorstand Joachim Kirchner trat 1933 beim Bibliothekartag in SA-Uniform auf und bezeichnete die Bücherverbrennungen als:
„notwendige Vernichtungsarbeit.“
Nach Angaben des heutigen VDB verloren in der NS-Zeit mindestens 65 Mitglieder ihre Stellung aufgrund jüdischer Herkunft oder politischer Opposition.
Der Verband wurde 1945 aufgelöst und 1948 unter demselben Namen wiedergegründet. In der wissenschaftlichen Literatur wird mehrfach kritisiert, dass diese Neugründung weitgehend ohne Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit erfolgte.
📌 In diesem Interview analysiert Gerhard Wisnewski:

den konkreten Fall Münster und den inzwischen rechtskräftigen Gerichtsentscheid,
die aktuellen Fachdebatten zur Bewertung „rechter Literatur“ in Bibliotheken,
die historische Rolle des VDB in der NS-Zeit und dessen Rezeption in der heutigen Forschung.
🎥 Jetzt anschauen – fundiert, quellenbasiert und hochaktuell:
Wie frei ist der Zugang zu Information in öffentlichen Bibliotheken wirklich? Und wo beginnt die politische Bewertung von Büchern?

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Der Beitrag verfällt am 08.12.25 01:12.

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